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Die Mülheimer Brücke

 

 

 

Bericht

Einladungsturnier 150 Jahre KSK Lasker

20.06.2011: Dimtri Papaioannou verteidigt den 6. Platz im Lasker-Einladungsturnier

Auch weitere Spieler aus Mülheim sind erfolgreich: Dimtri Papaioannou (gesetzt an Rang 28) erreicht Platz 6. Kevin Krug (gesetzt an Rang 11) erreicht Platz 17. Carlo Pauly (gesetzt an Rang 25) erreicht Platz 19. Andreas Decker (gesetzt an Rang 44) erreicht Platz 33. Dietmar Krebs (gesetzt an Rang 17) erreicht Platz 40. Im Fotoalbum sind jetzt auch die Bilder des 2. Tages eingestellt.

Ein Turnierbericht von Andreas Decker.

Der 1. Vorsitzende des Kölner Schachverbands Kay Grothus-Lay war vor einigen Wochen so freundlich mich zu fragen, ob ich nicht Lust hätte, beim Einladungsturnier des KSK-Lasker, zu derem 150jährigem Vereinsjubiläum, teilzunehmen, sozusagen als "KSV-Funktionär". 11 Runden Schweizer-System, Schnellschach 20 Minuten. Samstag, 18.06.2011 5 Runden und Sonntags drauf 6 Runden. Dazu am Samstag ein Vortrag von Dr. Negele über Emanuel Lasker. Ebenso am Samstag: ab 17:00 Uhr Grillen auf der Dachterasse, ab 22:00 Uhr feiern bis der Arzt kommt, Ende offen. Kein Startgeld, Essen und Trinken frei. Keine Frage, wer da nicht zusagt, ist selber schuld.

Und so fuhr ich dann am Samstag Richtung Chlodwigplatz in freudiger Erwartung auf ein schönes Turnier. Ich wusste, dass Kevin und Dimitri ebenfalls eingeladen waren, aber auch die (Noch)Mitglieder Carlo Pauly und Dietmar Krebs nahmen teil.

Das Erste: Ein schöner Spielsaal mit direkt angrenzender geräumiger Dachterasse. Alles Holzbretter und DGT 2010. Kaffee und Plätzchen satt, eine große Auswahl an nichtalkoholischen Gertränken.

Das Zweite: 60 Teilnehmer mit durchaus beindruckender Spielstärke. Die ersten 34, alle über 2000. Nicht schlecht. An der Spitze Kölner Stadtmeister IM Thomas Heinrich, GM Vlastimil Hort, Svetlin Mladenov, alle über 2400.

Das Dritte: Das Wetter. Mit einem Wort: Unbeständig. Alle Jahreszeiten an einem Tag. Würde es auch mitspielen?

Die erste Partie komme ich gegen einen "Laskeraner" Andreas Hören (2143). Am Anfang halte ich noch gut mit, aber im Mittelspiel kombiniert er mir einen Bauern weg, den ich leider nicht (wie fälschlicherweise angenommen) zurückbekomme. Durch mir überlegene Technik vergrößert er seinen Vorteil, und so - 0:1. Da sollte man sich ja eigentlich nicht grämen, aber irgendwie komme ich an diesem Samstag schachlich nicht "ausse Füße". In den darauf folgenden Partien hole ich ein mageres Pünktchen gegen einen schwächeren Spieler. Bemerkenswert auch (in negativer Hinsicht) mein Remis gegen eine weitere "Laskerianerin) Regina Schuh (1507). In einer unregelmäßigen Eröffnung forciere ich früh den Abtausch aller Leichfiguren. Das Zentrum und der Damenflügel sind komplett verrammelt und am Königsflügel lasse ich mich dermaßen zusammenschieben, dass es eine wahre Freude ist. Mein Opa steht auf h8 und ringt nach Luft. Ich schaffe es so gerade, die Stellung zusammenzuhalten und als die Gegnerin den Damentausch zulässt, ist die Stellung Remis. Das war dann auch alles an Punkten am 1. Tag, 1,5 aus 5. Na Ja.

Ungefähr um 16 Uhr werden dann die alkoholischen Getränke ausgepackt (in Form von gut gekühlten Gaffel), die Grillstation wird vorbereitet, Dr. Negele hält seinen (Beamer-unterstützten) Vortrag über E. Lasker.  Um ungefähr 17:00 Uhr wird mit dem Grillen begonnen. Und ... - das Wetter spielt mit! Zwischenzeitlich war es richtig düster zugezogen und es hatte auch ein bisschen geregnet, jetzt aber ist strahlendblauer Himmel und Sonnenschein. Nicht zu fassen. Petrus war eben doch Kölner. Gespräche, klönen, Schwätzchen. Über Schach im Allgemeinen und im Besonderen. Oder auch über andere Themen. Aber eben doch irgendwie mit Schach zusammenhängend. Dazu leckere Grillwürstchen und Salate. Und der Nachschub an gut gekühltem Gerstansaft lässt nicht nach. Ich führe viele interessante und anregende Gespräche und amüsiere mich prächtig. Alle pötten kräftig mit, um 1:30 Uhr fahren Kevin und ich dann schließlich mit dem Taxi nach Hause.

Am nächsten Morgen habe ich jene dumpfe, heitere Gelassenheit, wie sie nach, zwar 6 Stunden Schlaf, aber  einer in dieser Zeit noch nicht vollständig verarbeiteten Menge Kölschs, auftreten kann. Also, erstmal ein paar Kaffee mehr als sonst trinken.

Die erste Partie geht dann auch direkt wieder gut los. Gegen einen nominell schwächeren Spieler arbeite ich mir ein paar kleinere Vorteile heraus. Danach fange ich an zu schwächeln und verspiele diese Vorteile wieder. Der Gegner gibt mit seinem Turm Schach, ich nehme meine Dame um den Turm zu nehmen, stelle dabei fest, dass der Turm vom Läufer gedeckt ist, und stelle die Dame wieder hin. Der Gegner fragt mich freundlich: "Gilt hier denn -berührt, geführt?". Ich sage: "Natürlich. Ich zieh ja mit der Dame.". Ich schlage den Turm mit der Dame, er meine Dame mit dem Läufer. Ich gebe auf. Schon wieder 0:1. Das geht ja gut los.

Aber ..., irgendetwas hat sich plötzlich verändert. Ich stelle fest, dass ich (mehr oder weniger unbewusst) mich entschlossen habe, jetzt noch mal richtig Gas zu geben. Keine Sicherheitsspiel mehr, kein Remis, nur noch volles Rohr nach vorne. Angreífen. Den nächsten Gegner (nominell etwas schwächer als ich) habe ich dannn auch unter Kontrolle. 1:1.

Danach wieder ein "Laskerianer". Dieter Kurka (2010) beginnt ruhig positionell, aber als ich einen wilden Sturm am Königsflügel beginnne, scheint er, zumindestens leicht, beeindruckt. Schon nach ca. 10 Zügen überschreite ich den "Point of No-Return". Ich werfe alles, ohne Rücksicht auf Materialeinbußen in den Angrif, aber es reicht nicht. Der Gegenr verteidigt hartnäckig. Ich kann zwar seinen König durch die Gegend jagen (von g8 nach b8), aber da geht es auch nicht weiter. Problem ist: mein Gegner hat mittlerweile erstklassige Konterchancen. Nach dem sein König Ruhe gefunden hat, kann er kontern und setzt mich in wenigen Zügen matt. 1:2. Na ja, zwar verloren, aber immerhin eine sehr spannende Partie.

Danach gewinne ich zwei Partien gegen nominell schwächer Spieler. 3:2 an diesem Tag. Mit den anderthalb Pünktchen von gestern habe ich jetzt 4,5 Punkte. Noch ein Sieg in der letzten Runde müsste her, um wenigstens die 50% klarzuhaben.

Mein Gegner ist wieder ein "Laskerianer", Patricio de Franco (2124). Als ich mich setze, sage ich: "Aah, die Leichten kommen zum Schluß".  Wir stellen fest, dass wir beide 4,5 Punkte habe und jeder eigentlich noch gerne ein Pünktchen hätte, um die 50% zu erreichen. Ich spiele mit Schwarz Budapester Gambit, er wählt die Hauptvariante Lf4, darauf folgt g5 und Lg3. ich stürme mit g und h-Bauer los. Er spielt ungenau und ich könnte ihm einen Bauern auf h4 wegkombinieren. Ich kombiniere , und als ich den Bauern nehmen kann, mache ich einen Fingerfehler, und nehme den Bauern nicht. Stattdessen tausche ich meinen Springer gegen seinen dunkelfarbigen Läufer auf g3. Ich fasse es nicht, lasse mir dies auch anmerken, versuche aber weiter "dran zu ziehen". Er spielt weiter ungenau und nach weiteren 20 Zügen realisiere ich, dass ich wirklich gut stehe. Jeder hat noch einen Turm und einen Läufer (verschiedener Farbe) plus ein paar Bauern. Sein Opa ist in der Ecke eingeparkt, ich stehe aktiv und er passiv, aber ich weiß trotzdem nicht, wie ich ihm in der Kürze der Zeit beikommen kann. Mein König darf einen vom Läufer gedeckten Freibauern auf g6 nicht aus dem Auge lassen und mit den Bauern am Damenflügel loszumarschieren dauert mir einfach zu lange. Mit noch anderthalb Minuten auf der Uhr finde ich dann die zwingende Kombination. Mein Gegner gibt auf und adrenalinerfüllt rufe ich laut: "Schacka, Schacka!".

Nicht nur wegen des hübschen Siegs in der letzten Runde, war das Einladungsturnier von Lasker ein sehr schönes Erlebnis. Gut organisiert und durchgeführt. Mit vielen netten, freundlichen Spielern. Einfach rundum gelungen.

schachfreundschaftlich

Andreas

 

20. Juni 2011 / Andreas Decker

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