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Die Mülheimer Brücke

 

 

 

Bericht

Ein Favorit strauchelt (aber fällt nicht).

Ein Spielbericht von Andreas Decker.

Am Sonntag stand in der KSV-Bezirksliga Ost der Mannschaftskampf Schachfreunde Köln-Mülheim III gegen Bergische Schachfreunde I an. Ohne die Stammspieler Stefan Beyer an Brett 1 und Reinhard Schmerwitz an Brett 5 auf unserer Seite, traten wir gegen die in Bestbesetzung auflaufenden Bergisch-Gladbacher an. Diese dachten sicherlich an einen, für sie eher gemütlichen sonntäglichen Schachnachmittag, bestand doch je Spieler ein DWZ-Unterschied von durchschnittlich 300 ! DWZ-Punkten. Und auch ich hatte mir gegen den Aufstiegsfavoriten keine Chancen ausgerechnet.

Aber - , es kommt anders als gedacht. Diszipliniert und motiviert kommt keiner unserer Spieler in eine frühe Rücklage. Alle halten die Partien mindestens ausgeglichen. Und nach 3 Stunden sind an den unteren Brettern die ersten Remisen eingefahren. Leider bin ich mit meiner Partie so beschäftigt, dass ich hiervon keine Einzelheiten berichten kann. Selbst an Brett 1 spielend bekomme ich nur von Brett 2 mit, dass der Gegner von Jens Messerschmidt eine äußerst unorthodoxe Eröffnungsbehandlung pflegt und schon am Anfang in Rücklage zu kommen schien. Aber der Gegner ist ein gewiefter Fuchs, und spielte sich im Mittelspiel aus der Rücklage in Angriff. Jens kommt in fürchterliche Zeitnot; der Gegner meint mit einem Turmopfer ihm den Rest geben zu können. Jens aber zeigt im, dass er auch in Zeitnot noch einen kühlen Kopf bewahren kann, und widerlegt sein Turmopfer. Ein ganzer Punkt für uns! Klasse Jens!

Und meine Partie? Mein Gegner hat 250 DWZ-Punkte mehr als ich und hat obendrein, wenn man dem NRW-Portal Glauben schenken darf, in dieser Saison eine Leistung von bis dahin 2169 DWZ gespielt. Was kann man sich da schon für Chancen ausrechnen? Es gibt einen geschlossenen Sizilianer, ich habe am Damenflügel zwar ein wenig Raum gewonnen, aber der Gegner rückt am Königsflügel vor, wo bekanntlich die Musik spielt. Ich habe nicht rochiert, um dem Gegner nicht die Möglichkeit zum Tausch meines fianchetierten Königsläufers zu geben. Er beherrscht Zentrum und Königsflügel und fühlt sich (wie er mir im nachhinein bestätigt) erstmal pudelwohl. Ich antworte aggressiv auf seinen Angriff am Königsflügel und es gelingt mir die g-Linie aufzureißen und später auch zu besetzen. und so langsam schnuppere ich Morgenluft. Nach den beiden letzten Zügen 31. --Tb-g8 und Tf-g1? ergibt sich folgende Stellung: Stellung Der Läufer auf g2 ist gebunden an die Deckung des Bauer h3 also: Lc6!. Mein Gegner spielt daraufhin a Tempo: d5. Vorher hatte ich noch gedacht, das ich den doch einfach nehmen kann, jetzt aber viel mir auf , dass ich das Zwischenschach Dd4+ noch gar nicht auf der Rechnung hatte. Ich müsste dann mit dem König nach g6, wo ich meinen eigenen Turm verstelle. Wenn wenigstens f7 als Fluchtfeld frei wäre. Und beim sinnieren darüber kam ich schließlich auf den Gedanken, dass ich ja auch mit der Dame auf d5 schlagen könnte. 33. -- Dxd5!!. Schlägt der Läufer die Dame, hat Schwarz nach Turm schlägt h3+ keine Chance mehr ungeschoren davon zu kommen. Deswegen spielt Weiß: DxTg3. Jetzt hätte hxg3, Lxd5, Sxd5 ein gewonnenes Endspiel für mich versprochen, aber auch mein Zug Txg3 macht noch nichts kaputt. 35. LxDd5 und anstatt, dass ich jetzt einfach mit dem Springer wieder nehme kommt der erste Aussetzer Txh3+?. 36. Kg2 - Tg3+ 37. Kf2 und jetzt der zweite Aussetzer Txg1?. Nach Läufer schlägt Lc6 hat jetzt mein Gegner in ein vorteilhaftes Endspiel abgewickelt. Vielleicht etwas verfrüht aber noch geschockt gebe ich auf.

Die Tragweite meiner Partie wird mir erst klar, als sich beim Stande von 3,5 zu 3,5 nur noch Aldo Annecchini durch ein schlechtes Turmendspiel mit einem Minusbauern gegen Oswald Gutt quälen darf, welches er schließlich auch verliert.

Aua, Schach kann so grausam sein. Der tröstliche Gedanke, sich sowieso nichts ausgerechnet zu haben, hilft einem in der Situation leider auch nicht weiter.

Aber, wir haben gezeigt, dass wir eine gute Mannschaftsleistung abliefern können und das motiviert doch stark für die kommenden Spiele.

04. Dezember 2011 / Andreas Decker

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