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Die Mülheimer Brücke

 

 

 

Bericht

Symmetrie und Schach

Beim Mannschaftskampf am 12.01.2014 gegen BSF 3 war in meiner Partie gegen Ingo Arnold nach dem 24. Zug Dd3; Dd6 die folgende Konstellation -eine fast symmetrische Stellung - entstanden, welche ich noch nie in meinem Schachleben auf dem Brett hatte:

Die Partie endete mit einem Remis, aber die Problematik der Symmetrie im Schach wurde von Juan Maria Solare vor Jahren in einem interessanten Artikel in der alten Webseite so gut dargestellt, dass ich ihn hier noch einmal publizieren möchte:

Der folgende Artikel erschien in einer argentinischen Website, die den Universalen Tag der Symmetrie am 20.02.2002 gefeiert hat.

 

Schach und Symmetrie

von Juan María Solare

 Im Schach vermeidet Schwarz üblicherweise die Symmetrie. Aus einem einfachen Grund: je länger sie fortbesteht, desto wahrscheinlicher kann Weiß eine (leichte) Initiative entfalten. Heutzutage machen Weißen den ersten Zug (noch im 19. Jahrhundert war dies nicht obligatorisch); für Schwarz ist das ewige Imitieren der weißen Züge gewöhnlich ein schlechtes Rezept. Und obwohl es in mehreren Eröffnungen eine symmetrische Variante gibt, ist eine komplette symmetrische Partie tatsächlich eine Rarität. Im Allgemeinen "überlebt" die Symmetrie nicht mehr als fünf oder sieben Züge.

Es gibt jedoch eine ernsthafte Partie, die sage und schreibe 16 Züge erreicht hat, ohne die Symmetrie zu verlieren - und vor dem 17. Zug gaben sich die Kontrahenten mit Remis zufrieden! Dies ist –bisher und soweit ich weiß- die längste symmetrische Schachpartie der Geschichte. Sie wurde von Georg A. Rotlewi (Polen) und Moissei Zacharowits Eljaschoff (Litauen) im Jahre 1909 in San Petersburg gespielt, während der Allrussischen Meisterschaft (Runde 19).

Rotlewi,Georg - Eljaschoff,Moissei

Allrussische Meisterschaft, St Petersburg (19), 1909

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. Bb5 Bb4 5. O-O O-O 6. d3 d6 7. Bxc6 Bxc3 8.
Bxb7 Bxb2 9. Bxa8 Bxa1 10. Bg5 Bg4 11. Qxa1 Qxa8 12. Bxf6 Bxf3 13. Bxg7 Bxg2 14. Bxf8 Bxf1 15. Qxf1 Qxf8 16. Qg2+ Qg7 ½½

Die Endposition nach 16 Zügen sah so aus:

Dieses Wunder findet man im Internet auf der wunderbaren Seite der Schachrekorde meines holländischen Freundes Tim Krabbé:  http://www.xs4all.nl/~timkr/records

Tim meint auch, wenn es im nächsten Zug noch zum Damentausch kommen würde, könne diese Partie außerdem noch den Rekord als frühestes Bauernendspiel beanspruchen.

Hier ist die Partie in PGN- Format, für die Bequemlichkeit des vernünftigen Sammlers:

[Event "All-Russian"]

[Site "St Petersburg"]

[Date "1909.??.??"]

[Round "19"]

[White "Rotlewi, Georg A"]

[Black "Eljaschoff, Moissei Zacharowits"]

[Result "1/2-1/2"]

[ECO "C49"]

[PlyCount "32"]

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. Bb5 Bb4 5. O-O O-O 6. d3 d6 7. Bxc6 Bxc3 8.
Bxb7 Bxb2 9. Bxa8 Bxa1 10. Bg5 Bg4 11. Qxa1 Qxa8 12. Bxf6 Bxf3 13. Bxg7 Bxg2 14. Bxf8 Bxf1 15. Qxf1 Qxf8 16. Qg2+ Qg7 1/2-1/2

Juan María Solare ist eigentlich Musiker (Komponist und Pianist). Er wurde am 11. August 1966 (um 23:40 Uhr) in Buenos Aires geboren, ist also Argentinier und Italiener (doppia cittadinanza), und wohnt derzeit in Deutschland als Kosmopolit.

* * *

12. Januar 2014 / Aldo Annecchini

 

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